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Geschichte unserer Loge

Vor dem Hintergrund des Widerstreits der Lehrart der Strikte Observanz mit den Zinnendorf-Logen wurde die Loge „Emanuel zur Maienblume“ am 6. Juli 1774 von vierzehn unzufriedenen Mitgliedern verschiedener Hamburger Zinnendorf-Logen in der Lehrart der Strikten Observanz gegründet.

Namensgebung

Der erste Namensbestandteil leitet sich aus dem Vornamen eines der Gründungsmitglieder, Emanuel Matthias, ab. Der zweite Bestandteil geht auf Johann Joachim Christoph Bode zurück, eine Schlüsselfigur der damaligen Blütezeit der deutschen Spätaufklärung. Dieser setzte die neue Loge als amtierenden Meister vom Stuhl der Loge „Absalom zu den drei Nesseln“ und zugeordneter Großmeister formal ein. In der Lehrart der Strikten Observanz bekleidete Bode den „Tempelritter“-Grad. Die Inhaber dieses Grades wählten sich stets lateinische Ritternamen. Der Rittername Bodes lautete „Eques a lilio convallium“, also „Ritter zur Maienblume“.

Hamburg

In Hamburg war das freimaurerische Leben von Beginn an besonders rege. Insbesondere vier, ab 1783 fünf Logen arbeiteten eng im Verbund der „Vereinigten 5 Hamburgischen Logen“ zusammen, der als Verein und Zusammenschluss der Gründungslogen heute noch besteht. Eine solch enge Zusammenarbeit von Freimaurerlogen in gemeinsamer Organisation und regelmäßig monatlich gemeinsamem Ritual ist bis heute weltweit einzigartig. Die Loge „Emanuel zur Maienblume“ ist eine dieser fünf Logen, also eng mit der Geschichte der Hamburgischen Freimaurerei verbunden. Unter der Federführung der „V5“-Logen entstand 1811 die „Große Loge von Hamburg“, deren zweiter Großmeister ab 1814 der „Emanuel“-Bruder Friedrich Ludwig Schröder wurde.

Friedrich Ludwig Schröder

Das bedeutendste Mitglied unserer Loge war zweifellos der Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816). Schröder hatte als erster die Werke Shakespeares in der Übersetzung von Wieland auf deutschen Bühnen inszeniert. Bereits wenige Monate nach Logengründung wurde er auf Vorschlag Bodes ohne Abstimmung aufgenommen.

Schröder wirkte aus der Loge „Emanuel zur Maienblume“ heraus als entscheidender Reformer der deutschen Freimaurerei. Er erfasste den genuinen Kern der ursprünglichen Freimaurerei intuitiv, ließ sich von den Verkrustungen, Moden und Eitelkeiten seiner Zeit nicht entmutigen und führte die deutsche Freimaurerei im Geiste der Aufklärung und unter dem Eindruck der amerikanischen und französischen Revolutionen in beharrlicher, streitbar-humanistischer Überzeugungsarbeit auf die klaren und schlichten englischen Grundlagen zurück.

Die von Schröder in Zusammenarbeit mit dem „Emanuel“-Bruder Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer (1759-1840) und dem Weimarer Philosophen und Freimaurer Johann Gottfried Herder (1744-1803) erarbeitete Lehrart in der Endfassung von 1816 befreite Ritual und Katechismus von romantischem Ritterkitsch und hierarchischer Obrigkeitshörigkeit. Die Hochgradmaurerei führte er auf das klare Dreigradsystem Lehrling, Geselle und Meister zurück. Das „Schrödersche Ritual“, das sich durch zeitlose sprachliche Eleganz und prägnante Beschränkung auf das Wesentliche auszeichnet, ist heute weitgehend unverändert in etwa jeder zehnten Loge des deutschen Sprachraums und in vielen südamerikanischen Logen in Gebrauch. Insbesondere die „Vereinigten 5 Hamburgischen Logen“, die es als erste in einer Vorversion bereits 1801 übernahmen, pflegen dieses Ritual.

Friedrich Ludwig Schröder ist auch einer der Initiatoren des sozialen Engagements der „Vereinigten 5 Hamburgischen Logen“ als Institution. Die 1795 als „Krankenanstalt für weibliche Dienstboten“ gegründete Einrichtung besteht bis heute als „Elisabeth Alten- und Pflegeheim der Freimaurer von 1795 e.V.“ und wird noch immer von den „V5“-Logen getragen. In diesem Umfeld entstand kurz danach unter anderem Namen auch die seitdem ununterbrochen tätige „Friedrich Ludwig Schröder Kinderstiftung“.

Blütezeit

Viele Mitglieder bekannter Hamburger Familien waren vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein Mitglieder der Loge „Emanuel zur Maienblume“. Die Namen Abendroth, Glitza, Gloy, Hudtwalcker, Merck, Schmidt und Siemers haben in Hamburg bis heute einen guten Klang, und sei es als Namen von Straßen und Plätzen. Auch entsandte die Loge im Laufe der Zeit viele ihrer Mitglieder in wichtige freimaurerische Institutionen und Dachorganisationen, womit sie stetigen Einfluss auf deren Entwicklung nahm. Die Jahre zwischen 1850 und 1925 waren mit durchgängig um 100 oder mehr Brüdern die mitgliederstärkste Zeit der Loge „Emanuel“. Insgesamt vereinigte die „Große Loge von Hamburg“ 1932 etwa 5.000 Hamburger Freimaurer in 56 Mitgliedslogen.

Verfolgung

Schon im Vorfeld des Nationalsozialismus begannen deutschnationale Kräfte, allen voran der Weltkrieg-I-General Erich Ludendorff (1865-1937), Freimaurerei zu verteufeln. Mit abstrusen Hypothesen stellten sie die Freimaurerei dar als aufs Engste verbunden mit den Juden, dem damaligen Hauptziel der Diffamierung, und rückten sie mit diesen zusammen in den Kontext eines angeblichen internationalen Finanzjudentums, das Deutschland von Amerika und England aus ausbluten wolle. Diese Erzählung und die in dieser Zeit kolportierten hanebüchenen, frei erfundenen Lügengeschichten prägten das Bild der Freimaurerei in den Köpfen vieler Deutscher bis in unsere Tage. Jüngst feiern sie unbegreiflicher weise in den Filterblasen und Echokammern digitaler Medien erneute Auferstehung.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erzwangen diese eine Umwandlung aller Großlogen in christliche oder deutsche „Orden“. Alle Logen firmierten folglich als „Ordensämter“. In dem Bestreben, Verbot und Verfolgung abzuwenden, gaben Teile der deutschen Freimaurerei leider auch elementare Grundüberzeugungen auf und verwarfen die "Alten Pflichten". Nur noch deutschstämmige Mitglieder wurden aufgenommen. Dessen ungeachtet wurden in den Jahren 1933 bis 1935 Logen und Großlogen Schritt für Schritt aufgelöst, ihr Besitz beschlagnahmt, ihre Mitglieder öffentlich gedemütigt und Schlimmeres. Am 30. Juli 1935 um 19 Uhr 30 versammelten sich gerade noch 79 Brüder der standhaft gebliebenen „V5“-Logen im Beisein dreier Herren der Geheimen Staatspolizei, um unter dem Druck der Nazis das Ende der Humanitären Freimaurerei in Hamburg zu beschließen. Die Loge „Emanuel zur Maienblume“ bestand da nur noch aus siebzehn Brüdern, die vollzählig erschienen. Im Juni 1937 ließen die Nazis das prachtvolle Logenhaus in der Hamburger Welckerstraße auf der Suche nach einem „freimaurerischen Geheimnis“ Stein für Stein abtragen. Natürlich fanden sie nichts.

In den Jahren 1937 bis 1945 trafen sich einige wenige „Emanuel“-Brüder heimlich und unter Gefahr einmal im Monat zum Stammtisch im Theaterkeller des Hamburger Schauspielhauses. An reguläre Arbeiten war natürlich nicht zu denken.

Exil in Chile

Der Sieg der Nationalsozialisten über die Hamburger Freimaurerei war keineswegs vollständig! Es war gelungen, die „Große Loge von Hamburg“ heimlich nach Valparaiso in Chile auszulagern. Einige Hamburger Kaufleute und Freimaurer hatten beste Beziehungen nach Chile, wo im Laufe der Jahrzehnte in Zusammenarbeit mit Hamburger Logen ein reges freimaurerisches Leben entstand. Einem chilenischen Bruder wurde bereits 1933 in einer gemeinsamen „V5“-Tempelarbeit im Logenhaus an der Welckerstraße symbolisch das Licht der „Große Loge von Hamburg“ übergeben, das so bis zu seiner Rückkehr 1949 im südamerikanischen Exil überdauerte.

Neuaufbau

Nach Zusammenbruch und Kriegsende kam der Neuaufbau der Freimaurerei im Hamburg zwar schnell in Gang, die Mitgliederzahlen der Zeit vor der Verfolgung wurden aber bis heute nicht annähernd wieder erreicht. Bereits am 4. Oktober 1945 gründete sich die „Große Loge von Hamburg“ im Freimaurer-Krankenhaus neu, und der „Emanuel“-Bruder Pastor Dr. h. c. F. R. Wilhelm Hintze wurde ihr erster Großmeister nach dem Krieg. 1949 dann ging die „Große Loge von Hamburg“ im Einigungsprozess der „Vereinigten Großloge von Deutschland“ auf. Heute gehören die Hamburger „V5“-Logen zur „Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland“ (AFuAM).

Ein die Hamburger Bruderschaft stark belastender, langer Gerichtsprozess um die Rückerstattung in der NS-Zeit beschlagnahmter Güter zog sich bis 1968 hin. Erst danach war der Weg frei für den Neubau des Logenhauses in der Welckerstraße, den der „Emanuel“-Bruder Klaus-Hubert Jäger in den Jahren 1968 bis 1971 als Beauftragter der „Vereinigten 5 Hamburgischen Logen“ wesentlich vorantrieb.

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